Stiller Protest gegen Rassismus

„Gegen Rassismus und Gewalt“ – mit diesem Schriftzug auf den Trikots zeigen die Fußballer aus Ramlingen klare Kante

Gruppenfoto v.l.n.r: Jan Lindner, Inke Stern, Sidan Alatas, Dominik Lowag, Jonas Haeber, Diyar Özden, Andre Lowag

 

Ramlingen. Es sei immer wieder der Fall, dass sie als „scheiß Ausländer“ bezeichnet werden. Oft auf dem Fußballplatz, aber auch außerhalb des Spielfeldes. Für Sidan Alatas und Diyar Özden aus der A-Jugend des SV Ramlingen/Ehlershausen (RSE) sind das prägende und schockierende Erlebnisse, die sie nach eigener Aussage zu ignorieren versuchen. Die Familie um den Vereinsvorsitzenden Jürgen Stern geht allerdings offensiver mit der Thematik um.

Schwiegertochter spendet

Sterns Schwiegertochter Inke, die in Hamburg lebt, verzichtete zu ihrem 50. Geburtstag auf Geschenke und bat stattdessen um Spenden für die RSE-Aktion „Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt“. Mit dem Geld hat der Verein einen Trikotsatz und Trainingsjacken für die A-Jugendlichen gekauft. Beflockt ist die Kleidung mit dem Schriftzug „Gegen Gewalt und Rassismus“.

Auf ihrer Feier habe sie vielen der knapp 100 Gäste, die aus ganz Deutschland kamen, erst erklären müssen, was der RSE überhaupt ist, berichtete Inke Stern bei der Übergabe der neuen Trikots. „Es ist wichtig, ein klares Statement zu setzen. Ich hoffe, dass wir Menschen mit dem Schriftzug zum Nachdenken anregen können.“ Bei gegnerischen Trainern und Eltern komme der Schriftzug auf den Ausweichtrikots – für diese hatte Jürgen Stern zu seinem 75. Geburtstag Spenden gesammelt – bereits gut an. „Immer wieder hören wir von Leuten, dass das eine gute Sache ist“, sagte Trainer André Lowag.

Ich bin als Vorsitzender stolz, dass die A-Jugendlichen das tragen. Wir haben es ihnen nicht aufgedrückt, wir haben sie gefragt“, betonte Jürgen Stern. In seiner Familie werde viel über die Themen Rassismus und Gewalt gesprochen. „Die Verbrechen von Rechten nehmen zu. Wir müssen mutig genug sein, dagegen zu sprechen und dürfen nicht den Kopf wegducken“, sagte er.

Spieler werden beleidigt

„Gewalt auf und neben dem Platz wird immer öfter ein Thema. Ich bekomme es häufiger mit, dass Mitspieler beleidigt werden“, sagte RSE-Kapitän Jonas Haeber. „Ich frage mich, warum das sein muss. Jeder Mensch ist gleich – egal, welcher Religion er angehört oder wie er aussieht.“ Bekommt der 18-Jährige solche Zwischenfälle mit, stellt er die entsprechende Person nach dem Schlusspfiff zur Rede. „Es kann vorkommen, dass die Emotionen dabei etwas hochkochen“, berichtete Haeber. Es sei allerdings bislang noch nie eskaliert. Ohnehin sei es schwierig, ergänzte er, mit Rassisten in den Dialog zu treten. Meistens endet der verbale Schlagabtausch ergebnislos.

Rassismus alltäglich

Für Alatas, dessen kurdischstämmige Großeltern aus der Türkei nach Deutschland übersiedelten, ist Rassismus ein alltägliches Problem: „Beim Busfahren werde ich als Erster kontrolliert. In der Schule fragt ein Lehrer gar nicht nach, ob ich Hausaufgaben gemacht habe, weil er davon ausgeht, dass ich sie sowieso nicht gemacht habe.“ Er fühle sich dennoch als Deutscher und sei „glücklich“. Sein Wunsch: „Die Gesellschaft muss zusammenhalten und sich gegen den zunehmenden Populismus stellen.“ Auch Özden wünscht sich ein Ende der rassistischen Beleidigungen. Schließlich ist auch er gebürtiger Deutscher. „Die Aussagen gehen schon sehr auf die eigene Psyche.“ Bei Spielen lasse er sich oft nichts anmerken, um nicht angreifbar zu wirken. „Aber es fällt schwer.“

Jürgen Stern hatte die Kampagne „Gegen Rassismus und Gewalt“ vor 19 Jahren ins Leben gerufen. Immer wieder startet der Verein Aktionen. Beispielsweise prangt der Schriftzug auch auf einer Bande am Spielfeldrand.

Text: Mark Bode
Fotos: Debbie Jane Kinsey


Joni
 

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