DFB würdigt Einsatz gegen Rassismus und Gewalt
Die erfreuliche Sendung, die im Februar in Ramlingen-Ehlershausen eintraf, trug die neben der Säbener Straße in München wohl bekannteste Adresse im deutschen Fußball als Absender: Otto-Fleck-Schneise, Frankfurt/Main.
Post vom DFB für den RSE! Der Deutsche Fußballbund sandte an unseren Verein zu Händen des ehemaligen Vorsitzenden Jürgen Stern eine Urkunde und ein Anschreiben mit dem Anliegen, „unseren Dank und unsere Anerkennung auszusprechen.“ Dazu 25 T-Shirts mit der Aufschrift „Gemeinsam für Vielfalt – Gegen jede Diskriminieruzng“ und fünf Bälle. Damit würdigt der DFB im Rahmen des Wettbewerbs um den Julius Hirsch Preis 2021 das bekannte langjährige Engagement von Jürgen Stern und dem RSE gegen Rassismus und Gewalt.
Zwar wurde die Bewerbung des SV Ramlingen-Ehlershausen von der Jury nicht für einen der drei ersten Preise 2021 ausgewählt (der 1. ging an das Fußball-Museum von Bundesligist Eintracht Frankfurt). Aber Verband und Jury heben hervor, Stern und der RSE haben „großes Engagement gezeigt, um Menschlichkeit, Toleranz und das friedliche Miteinander in unserer Gesellschaft zu bewahren. Sie dienen damit sowohl den einzelnen Menschen, die Sie unterstützen, als auch der gesamten Demokratie in unserem Land. Das verdient große Anerkennung.“
Für Jürgen Stern ist die Würdigung durch den DFB eine schöne Bestätigung des gesellschaftlichen Engagements, auf das er und Verein stolz sein können. Es begann vor über 20 Jahren.
Jürgen Stern erinnert sich: „Ich habe in meiner Anfangszeit beim RSE auf Fußballplätzen selbst rassistische Äußerungen erleben müssen. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Ich war kurz davor, mich deshalb aus dem Fußballgeschehen zurück zu ziehen. Aber dann habe ich mir gesagt: Nein, tue etwas dagegen!“ Und das tat er dann als 1. Vorsitzender ausdauernd und unermüdlich: „Ich konnte auch schnell spüren, dass Freunde und Sponsoren des Vereins dieses Engagement gut fanden und unterstützten.“
Es begann mit einer Bande gegen Rassismus und Gewalt. Diese und alle folgenden Aktivitäten hat Stern in der Bewerbung um den Julius Hirsch Preis dokumentiert. Vom Slogan auf Banden, Aufklebern oder Kugelschreibern über Zeitungsartikel bis zur Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus bei der bekannten Aktion für Flüchtlingskinder bei den großen Jugendturnieren. Stern: „Besonders stolz macht mich, dass die 1. Herren mit ‚Gegen Rassismus und Gewalt‘ auf dem Trikot spielten und die A-Junioren das immer noch tun.“
Das gesellschaftliche Engagement des SV Ramlingen-Ehlershausen geht weiter. Und der DFB hat Stern und den RSE schon ermutigt sich 2022 noch einmal um den Preis zu bewerben. Mehr zu dem Wettbewerb und der Person Julius Hirsch in den folgenden Extra-Texten.
Text: Winfried Leinweber, Fotos: Andreas Lindner
Was ist der Julius Hirsch Preis?
Worum es bei diesem Preis geht, steht auf der DFB-Homepage: „Mit der Stiftung des Julius Hirsch Preises erinnert der DFB seit 2005 jährlich an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892 – 1943) und an alle, insbesondere die jüdischen Opfer, des nationalsozialistischen Unrechtsstaates. In besonderer Weise erinnert er damit an die verfolgten Menschen, für die der Fußball Freude, Aufgabe und Heimat war. … Ausgezeichnet werden Personen, Initiativen und Vereine, die sich als Aktive auf dem Fußballplatz, als Fans im Stadion, im Verein und in der Gesellschaft beispielhaft und unübersehbar einsetzen.
- für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen und gegen Antisemitismus und Rassismus
- für Verständigung und gegen Ausgrenzung von Menschen
- für die Vielfalt aller Menschen und gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit.“
Die drei Preise sind jährlich mit jeweils 7000 Euro dotiert.
Wer war Julius Hirsch?
Hirsch kam 1892 als Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie zur Welt. Schon mit zehn Jahren wurde er Mitglied im Karlsruher FV, damals ein führender deutscher Fußballverein. Mit 17 schaffte er den Sprung als Linksaußen in die erste Mannschaft, wurde 1910 mit ihr Deutscher Meister. 1911 folgte die ersten Nominierung in die Nationalelf (7 Länderspiele bis 1913, Olympia-Teilnahme 1912). 1914 gelang ihm nach einem Wechsel mit der Spielvereinigung Fürth die zweite Meisterschaft. Dann unterbrach die Zeit als Soldat im 1. Weltkrieg für vier Jahre die Fußball-Laufbahn, die er 1923 beendete. Er blieb seinem Heimatverein KFV verbunden als Spielausschuss, Jugend-Trainer und Alte-Herren-Spieler. Nach 1933 wurde Hirsch vom NS-Regime entrechtet und verfolgt, seine berufliche und sportliche Karriere (als Trainer) zerstört und ausgelöscht. Anfang März 1943 wurde Hirsch in das KZ Ausschwitz-Birkenau deportiert, wo sich seine Spur verliert. Eine Postkarte zum 15. Geburtstag seiner Tochter war ein letztes Lebenszeichen. 1950 erklärte ihn das Amtsgericht Karlsruhe für tot. Im bundesrepublikanischen Fußball blieb seine vom NS-Regime ausgelöschte Karriere und sein Schicksal lange Zeit weiter unerwähnt und vergessen, was sich grundlegend erst mit der ersten Ausschreibung des Julius Hirsch Preises seitens des DFB 2005 änderte. Seit 2007 erinnert an einer seiner ehemaligen Wohnung in Karlsruhe einen „Stolperstein“ an Julius Hirsch.
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